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Interview: Bitcoin hat vielversprechende Zukunft


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    In Deutschland ist der Bitcoin bisher nur eine Randnotiz. Das ist ein Fehler, findet der Ökonom Philipp Sandner, der deutsche Ministerien und auch die Europäische Union rund um das Thema Kryptowährungen beraten hat. Im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“ erklärt Sandner, warum der Bitcoin eine große Zukunft hat.

    Herr Sandner, wie würden Sie einem Laien erklären, was Bitcoin eigentlich ist?

    Bitcoin lässt sich am einfachsten als eine Art digitales Gold betrachten. Gold und Bitcoin haben die Gemeinsamkeit, dass sie nur beschränkt auf der Erde verfügbar sind. Dadurch stellen sie knappe Güter dar, die Werte speichern können. Aber es gibt zwei grundlegende Unterschiede: Erstens ist der Bitcoin im Gegensatz zu Gold immateriell, man kann ihn also nicht anfassen.

    Und zweitens gibt es noch keinen gesellschaftlichen Konsens zur Frage, ob der Bitcoin wertvoll ist. Der Wert von Gold ist nicht naturgegeben, sondern die Menschen haben sich darauf geeinigt, dass es aufgrund seiner physischen Eigenschaften und seiner Knappheit wertvoll ist. Diese Einigung steht bei Bitcoin noch aus. Mit anderen Worten: Das Wissen um den zukünftigen Wert von Bitcoin hat sich noch nicht sehr weit verbreitet.

    Sie gehen also davon aus, dass die Menschheit den Bitcoin irgendwann als sehr wertvoll betrachtet?

    Ja, das ist meines Erachtens nur eine Frage der Zeit, weil die Technologie bestechend gut ist. Als streng limitierter Wert ist der Bitcoin ein hartes Asset, wodurch er Werte inflationsgeschützt in die Zukunft transportieren kann. Gleichzeitig können Staaten den Bitcoin nicht konfiszieren.

    Das mag in unseren Breitengraden nicht der Hauptgrund sein, warum man Bitcoin besitzen will, aber in vielen Regionen der Welt ist der Staat totalitär — und da ergibt es durchaus Sinn, sich mit dem Bitcoin vor staatlicher Übergriffigkeit abzusichern. Der Bitcoin schützt vor staatlichem Machtmissbrauch.

    Sehen Sie nicht gerade deswegen die Gefahr, dass der Bitcoin komplett verboten wird?

    Der Bitcoin lässt sich auf nationaler Ebene nur sehr schwer verbieten. Und momentan entwickelt es sich eher in die andere Richtung: In der Europäischen Union ist der Bitcoin seit diesem Jahr unter MiCA reguliert [Anm. der Red.: MiCA steht für „Markets in Crypto Assets Regulation“].

    Das Kernmerkmal dieser Regulierung ist, dass der Bitcoin und andere Blockchain–Assets erlaubt sind, solange man sie nicht für kriminelle Aktivitäten wie Geldwäsche, Steuerhinterziehung oder die Finanzierung von Terror oder Kriminalität nutzt. Wenn man sich also innerhalb des gesetzlichen Rahmens bewegt, kann man mit dem Bitcoin machen, was man will.

    Damit sind die Europäer sogar den USA voraus.

    Das stimmt, in den Vereinigten Staaten gibt es noch keine derartige Regulierung. Damit hat die Europäische Union gegenüber den USA einen Vorsprung von etwa ein bis zwei Jahren.

    Vielen Staaten lagern Gold, unter anderem, um ihre Währungen abzusichern. Kann der Bitcoin diese Funktion irgendwann erfüllen? Noch genereller gefragt: Verpassen Staaten etwas, wenn sie nicht im Bitcoin–Geschäft mitmischen?

    Hier bewegen wir uns im Reich der Spekulation. Aber ganz von der Hand zu weisen ist das nicht. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass der Bitcoin im Laufe der Zeit im Preis stark steigt, ist riesengroß.

    Wenn ein Staat also Gold hält, warum sollte er dann nicht auch andere harte Assets halten, die sich preislich vermutlich deutlich besser entwickeln werden? Dazu zähle ich übrigens nicht nur den Bitcoin, sondern auch andere Rohstoffe wie Öl.

    Wie beurteilen Sie die Haltung der Politik gegenüber dem Bitcoin?

    Ich vermisse die Neugier und die Offenheit, und zwar nicht nur in der Politik, sondern auch in den Behörden, Banken und der Industrie. In Deutschland haben viele Leute kein Interesse und lassen sich daher große Chancen durch die Lappen gehen.

    Mir ist schon bewusst, dass eine revolutionäre Technologie nicht von einem Tag auf den anderen das ganze Land umkrempeln kann. So etwas geht eben langsam vonstatten. Trotzdem fehlt mir die Offenheit und die Neugier. In der Politik stehen eigentlich nur Fragen zu Risiken und Besteuerung im Raum, die Frage der Chancen stellt kaum jemand.

    Könnte das damit zusammenhängen, dass die Staaten Angst vor den Folgen einer globalen Bitcoin–Adaption haben? Denn der Bitcoin stellt praktisch einen Frontalangriff auf das staatliche Währungsmonopol dar.

    Dieses Risiko sehe ich nicht. Es gibt schon jetzt viele verschiedene Währungen, es gibt Edelmetalle, es gibt Kryptowährungen — und die setzen das staatliche Währungsmonopol auch nicht unter Druck. Früher oder später setzt sich meiner Meinung nach der Bitcoin ohnehin weiter durch, es bringt überhaupt nichts, sich jetzt dagegen zu wehren.

    Die Politik sollte sich vielmehr konstruktiv mit dem Thema auseinandersetzen. Das größere Risiko ist meines Erachtens aber, dass sich Staaten und Unternehmen einfach gar nicht mit dem Thema Bitcoin auseinandersetzen.

    Vor allem in den USA hat sich beim Bitcoin zuletzt einiges getan, Vermögensverwalter wie Blackrock wollen groß ins Geschäft einsteigen. Wie stehen die Chancen?

    In der Vergangenheit haben einige amerikanische Vermögensverwalter Anläufe unternommen, eine Genehmigung für einen mit Bitcoin hinterlegten ETF [Anm. der Red.: börsengehandelter Indexfonds] zu erhalten. Das hat die amerikanische Börsenaufsicht SEC immer abgelehnt. Und es kann auch sein, dass es dieses Mal abgelehnt wird. Aber letzten Endes ist es nur eine Frage der Zeit, bis der erste Antrag genehmigt wird.

    Die SEC stellt bestimmte Anforderungen, zum Beispiel, was die Sicherheit oder die Aufbewahrung der Bitcoins angeht. Und irgendwann werden alle Anforderungen erfüllt sein. Zudem will sich Blackrock als größter und einflussreichster Vermögensverwalter der Welt nicht die Blöße geben, mit seinem Antrag zu scheitern.

    Blackrock hat aus seiner eigenen Sicht also eine reelle Chance, dass der Antrag durchgeht, sonst hätten sie ihn nicht gestellt. Deswegen betrachte ich allein die Antragstellung als ein sehr positives Signal für den Bitcoin.

    Wie sieht es in Deutschland aus? Springen bei uns die Banken und Sparkassen in absehbarer Zeit auch auf den Bitcoin–Zug auf?

    Hier gibt es kein klares Bild. Es gibt einige kleinere Banken, die sehr progressiv sind. Meistens hat die Chefetage dort das Thema Blockchain und Bitcoin sehr gut verstanden. Aber die meisten Banken sind weiterhin skeptisch, das muss man schon sagen.

    Es tut sich jedoch was: Ich habe von einigen großen Häusern gehört, die sich dem Thema Kryptowerte zuwenden: DWS, Deutsche Börse, DZ Bank, dwpBank und andere. Es wird noch einige Monate dauern, bis hier Produkte für Kunden entstehen. Wenn man einen Strich drunter macht, ist es ganz klar: Adaption ist im Gange.

    Glaubt man dem Vorurteil, dann sind Schwaben besonders sparsam. Müsste der Bitcoin als Sparinstrument nicht besonders bei uns gefragt sein?

    Sie werden lachen: In Süddeutschland und besonders in Schwaben gibt es tatsächlich eine große und sehr aktive Bitcoin–Community. Ob das mit der sprichwörtlichen Sparsamkeit zu tun hat, kann ich nicht beurteilen — aber Tatsache ist, dass es in Schwaben viele Menschen gibt, die dem Thema sehr offen gegenüberstehen.

    Für Privatpersonen ist der Inflationsschutz tatsächlich der wichtigste Aspekt von Bitcoin. Kurzfristig kann der Preis stark schwanken, aber langfristig und mit steigender Adaption sollte die Volatilität abnehmen.

    Derzeit kostet ein Bitcoin knapp 27.000 Euro. Ihre Prognose: Wo steht der Bitcoin in ein bis zwei Jahren?

    Bei deutlich über 100.000 Euro.

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    Author: John Jones

    Last Updated: 1704297362

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