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Börsenwoche 415: Editorial Der Bitcoin ist ein unkalkulierbares Asset
Die Kryptooffensive großer Wall-Street-Unternehmen stützt den Bitcoin. Mittlerweile feiert er den Einzug in den Mainstream. Doch Digitalwährungen sind nach wie vor eines: ein riskantes Investment. Ein Kommentar.
Mittlerweile dürften selbst emsige Beobachter der Kryptoszene den Überblick darüber verloren haben, wie oft der Bitcoin bereits für tot erklärt wurde. Seit die älteste und bekannteste Kryptowährung dem Dunstkreis einer libertär-anarchistischen Szene entwachsen ist, kommt es immer wieder zu Grabesreden: Chinas Verbot von Bitcoin-Mining torpediere die Industrie. Das Ende der Niedrigzinsära stürze spekulative Digitalwährungen in die Bedeutungslosigkeit. Der Kollaps von Kryptounternehmen wie FTX, der einst drittgrößten Handelsbörse für Bitcoin und Co., zerstöre das Vertrauen der Anleger. Und nun bremse die zunehmende Regulierung in den USA die zum Jahresbeginn begonnene Renaissance des Kryptosektors aus. Aber der Bitcoin ist die Katze unter den Assetklassen: Er hat mehr als sieben Leben.
Bislang konnte keine Krise der Kryptowährung nachhaltig etwas anhaben. Mehr noch: Aus jeder Todesmeldung ging der Bitcoin sogar gestärkt hervor, zeigt ein Blick auf den Kursverlauf. Seit der Insolvenz der Kryptobörse FTX im vergangenen November legte der Bitcoin gut 70 Prozent an Wert zu. Dass der FTX-Gründer mutmaßlich einen der größten Wirtschaftsbetrügereien der vergangenen Jahre zu verantworten hat, war offenbar schnell vergessen. Das zeigt: Egal, wie schäbig sich die Branche verhält, den Anlegern scheint es egal zu sein.
Spekulationsfreude, die Gier nach schnellen Gewinnen und ja: auch der Glaube an die Blockchain-Technologie treiben nach wie vor Anleger in Kryptowährungen. Und nicht nur sie: Mittlerweile steigen auch immer mehr institutionelle Investoren und große Wall-Street-Häuser in den Markt ein. Das Finanzestablishment ist im Kryptofieber.
Allein in den vergangenen Wochen überraschten zwei Big Player den Markt mit entsprechenden Ankündigungen: Mit der Deutschen Bank beantragte das größte deutsche Geldinstitut bei der Finanzaufsicht BaFin eine Verwahrlizenz für Kryptowerte. Und in den USA will BlackRock, der größte Vermögensverwalter der Welt, einen Bitcoin-ETF auf den Markt bringen. Dafür kooperieren die Geldgurus ausgerechnet mit der Kryptobörse Coinbase, die derzeit im Fokus der US-Regulatoren steht.
Es ist eine Botschaft an die Welt: Die großen Finanzunternehmen sehen in Bitcoin längst nicht mehr nur ein Spekulationsobjekt von Computernerds, die das staatliche Geldsystem am liebsten abschaffen würden. Sondern eine sich etablierende Anlageklasse, auch für institutionelle Investoren. Deutlicher könnte der Einzug des Bitcoins in den Mainstream nicht sein.
Nur: Investments in Kryptowährungen sind nach wie vor höchst riskant. Anders als bei Aktien gibt es schlicht keine Fundamentaldaten, anhand derer man Kryptowährungen bewerten könnte. Einzig die Charttechnik kann helfen, Prognosen zu treffen. Aber auch die nützt nichts, wenn ein meinungsfreudiger CEO seine Ansichten zum Bitcoin bei Twitter herausposaunt und damit den Kurs bewegt. Man muss es nicht mit Starinvestor Warren Buffett halten und den Bitcoin als Rattengift bezeichnen.
Aber dennoch: Letztlich ist der Bitcoin ein unkalkulierbares Asset, das selbst für unser spekulatives Depot etwas zu viel Sturm-und-Drang-Charakter hat.
Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Woche an der Börse.
Ihr Philipp Frohn
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Author: David Wall
Last Updated: 1702697882
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